Landsknechte, zwiespältige Gesellen
Einerseits als heroische Vorbilder bejubelt, die aufopfernd und todesmutig für Kaiser, Volk und Vaterland kämpften. Andererseits aber auch als Landplage gefürchtet, die mordend und saufend durchs Reich zog.
Ursprünglich handelte es sich um zu Fuß kämpfende deutsche Söldner, die ab dem 15. Jahrhundert die Ritterheere ablösten. Erwähnung fanden sie erstmalig 1486 als die Söldner Maximilians I. als das erste geordnete Fußvolk der Neuzeit. Ihre Organisation bildete zugleich die Grundlage allen späteren Heerwesens. Sie waren bezahlte Söldnertruppen, die nach dem Vorbild der Schweizer Landsknechte mit bis zu sechs Meter langen Spießen oder Lanzen bewaffnet waren und in bislang unbekannten Formationen kämpften: dem Gewalthaufen oder dem Igel. Das bis dahin unterlegene Fußvolk wurde den Ritterheeren plötzlich ein ernstzunehmender Gegner. Als weitere Waffen wurden kurze Schwerter, die Katzbalger, getragen. Größere Schwerter, Zwei- oder Bihänder genannt, waren die Waffen besonderer Doppelsöldner, die für doppelten Lohn mit ihren langen Waffen eine Bresche in die gegnerische Phalanx von Spießen schlagen sollten. Ihren doppelten Lohn verdienten sie sich also wahrlich, so sie ihn noch genießen konnten…
Die Langspieße hielten die Ritter auf Distanz und die Gewalthaufen, die durchaus einige tausend Mann stark sein konnten, widerstanden jedem Ritterheer. So besiegelten sie gemeinsam mit den immer moderner werdenden Feuerwaffen den militärischen Untergang des Rittertums.
Bei der Anwerbung der Landsknechte war zu Anfang der Zulauf von meist echten bürgerlichen Kriegshandwerkern und auch Adligen gegeben. Durch die hohen Ausfälle im Kampf der Massenheere und durch häufig epidemisch auftretende Seuchen wurde schließlich immer mehr einfaches Volk angeworben.
Im Kriegsfall ernannte der Landesherr einen Feldhauptmann. Georg von Frundsberg, auch als “Vater der Landsknechte” bezeichnet, war einer der berühmtesten Anführer. Dieser wählte dann eine Anzahl Hauptleute als Führer der Fähnlein aus, die mit Musikbanden durchs Land zogen und Kämpfer anwarben. Zehn bis 15 Fähnlein zu je 300 bis 500 Mann bildeten ein Regiment unter einem Oberst. Zu dessen Stab gehörten sein Stellvertreter (Locotenent, Leutnant, Oberleutnant), der Ambosat (Sprecher), der Rottmeister (Führer einer “Rotte”), der Fähnrich (Fahnenträger), der Schultheiß (Richter mit Hauptmannsrang), der Quartier- und der Proviantmeister, der Pfennigmeister (später Zahlmeister), der Hurenweibel und der Profos (Stockmeister).
Den Kriegsherren, denen oft genug das Geld ausging, gaben in diesem Fall gerne eroberte Städte zur Plünderung frei, um so den ausstehenden Sold abzugelten. Danach konnte es dann durchaus geschehen, dass beschäftigungslose Landsknechte, Räuberbanden nicht unähnlich, brandschatzend und plündernd durch die Lande zogen.
Die Landsknechts – Tracht war sehr farbenfreudig und bestand aus einem mit dickem Steppfutter versehenen Wams, mit oder ohne Schoß. Oberschenkelhosen wurden über meist ledernen Beinlingen (Ledersen) zu Kuhmäulern oder Hornschuhen und einem breitkrempigen, reich mit Straußenfedern geschmückten Barett getragen. Wams und Hosen waren mit Schlitzen versehen, durch die sich das Unterfutter bauschte.
Ihr demokratisch geprägtes Rechtssystem, die teilweise Selbstverwaltung, sowie die sinkende Kampfmoral führten am Ende des 16. Jahrhunderts zum Verschwinden der typischen Landsknechte. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges änderte das Landsknechtstum dann endgültig seinen Charakter: an die Stelle der Landsknechtsheere traten die stehenden Heere.
Wer mehr über die Landsknechte wissen möchte, sei u.a. auf folgendes Buch verwiesen:
Baumann, R.: Landsknechte. Ihre Geschichte und Kultur vom späten Mittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg. München 1994