Entwicklung der Harnischbrust im 15. und 16. Jahrhundert
- Produktion und Vertrieb:
- Zentrum der Waffenproduktion waren Mailand und Brescia (ab 1426 venezianisch)
- Bekannte Hersteller
- Missaglia
- Hauptfaktoren:
- Zugang zu Eisenerzen und Holzkohle
- Schnell fließende Gewässer für die Produktion
Quelle: Peter Spufford “Handel, Macht und Reichtum – Kaufleute im Mittelalter” Bild: Reiterharnisch des Ulrich v. Matsch, Churburg zweiteilige Schiftbrust mit Bauchreifen
Typisch für den Brustharnisch im 15. Jhd sind:
- Zwei durch Riemen verbundene Platten
- Später als Geschübe ausgebildet
- Bauchreifen
- Kleine Taschen
- Vorder- und Rückteil durch Scharniere verbunden
- Vorgesteckter Bart
Der Gothische Harnisch
- Der Gothische oder besser der Florentinische Harnisch
- diese Art Harnische tritt ab 1470 in Erscheinung
- das Bruststück wird eleganter
- schlanker und
- scharf gegen die Weichen geschnitten
Harnische Ende 15. Jhd
Der Harnisch um 1500
- Um 1500 werden dir Bruststücke kugelförmig
- mit horizontal laufenden, meist stark aufgeworfenem Oberrande und
- Geschübe in den Armausschnitten, welche federartig wirken
- Der Bart entfällt, an seiner Stelle kommt der Hals/Kragen in gebrauch, der unter der Brust liegt
Maximilianischer Harnisch
- Fast gleichzeitig mit den glatten Kugelbrüsten treten die
- gerippten oder geriffelten Harnischbrüste auf.
- Rüsthaken: Auflage für den Reisspieß
- Beintaschen – die Bauchreifen werden teils bis Mitte Oberschenkel fortgesetzt
Tapulbrust ab ca. 1520
- Ab ca. 1520 wird – beginnend in Italien – die Brust immer weiter vorgeschoben
- bis sich so um 1530 eine scharfe Spitze, der sog. Tapul (von ital. “tappo” / dt. “Zapfen”) entwickelt hat.
- Ab 1546 rückt der obere Rand wieder näher an den Hals hinauf.
- Eckige Armausschnitte
Parallelentwicklungen
- In ritterlichen Kreisen wurde die “Übertreibung” nicht mitgemacht.
- Es gibt zwar ab 1520 an den Bruststücken einen Grat der sich bis 1530 stetig verlängert und die Brust wird stärker vorgetrieben.
- Der Oberrand wird wieder mehr konkav geschnitten und reicht weiter an den Hals.
Sogenannte Gänsbäuche
- Von 1550 an rückt die Auftreibung nach unten,
- bis sie um 1570 am untersten Rand ankommt.
- Bei ital. Harnischen ist es so übertrieben, dass sich unten ein Zapfen bildet.
Harnsiche am Ende des 16. Jhd.
- Ab ca. 1600 wird die Brust wieder kürzer.
- Der Unterrand rückt aufwärts,
- behält aber die Form des Gänsbauchs bei.
- Die Beintaschen reichen teils bis über die Knie.
Bildnachweis und Quellen
- Boeheim, Wendelin, Handbuch der Waffenkunde. akadem. Druck- und Verlagsanstalt Graz 1966, unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von 1890
- Obhof, Gerhard, Oberderdingen – Flehingen
- Lanzardo, Dario (Hrsg.), Ritterrüstungen, der eiserne Gast – ein mittelalterliches Phänomen. Callwey GmbH & Co München 1990
- Rüstung & Robe, Musemum Tinguely Basel, Katalog zur Ausstellung 2009, Kehrer Verlag Heidelberg
- Guida del Museo delle Armi “Luigi Marzoli”, Grafo Edizioni, Brescia 1988
- Kunsthistorische Museum Wien, Katalog der Leibrüstkammer Teil 1 Verlag Anton Schroll & Co. Wien 1976, Teil 2 Bramante Editrice – Busto Arsizio 1990
- Museum Stibbert, Florenz No.9 “La Cavalcata”, Edizione Polistampa 2004