Schwertkampf

Seit 2009 präsentiert sich die Schwertkampfabteilung der Landsknechtsgruppe Bretten schon in der dritten durchgängigen Generation. Die inzwischen “alte Herren” genannte erste Generation gründete bereits 1997 die Schwertkampfgruppe und widmete sich mit viel Engagement der Erarbeitung von Tricks und Techniken, die für den Waffengang unentbehrlich sind, feilten an Schwertkämpfen und Waffenübungen und stellten sich vor allem selbst dar. Die zweite Generation war nun in der Lage, auf dem bereits Erreichten aufzubauen und auch gewillt, die Gruppe fortzuführen und weiterzubringen. Nach einer kurzen Durststrecke avancieren nun neue Recken dazu, in guter Tradition weiter zu machen und den Verein bei verschiedenen Auftritten zu repräsentieren.

Training

Das Grundlagentraining läuft zwischen September und März. In dieser Zeit erlernen und trainieren die Kämpfer die Grundschläge und erweiterten Techniken. Ab März erarbeiten wir Programme und Kämpfe für die Auftritte im Sommer.

Trainingstermine

Trainiert wird dienstags und freitags von 19:00 bis ~21:00 Uhr. Neue Schwertkämpfer sind jederzeit willkommen, meldet euch bitte vorher hier an (schwertkampf@landsknechte-bretten.de). Ab März befinden wir uns in der Probenphase, in der wir die Programme konzipieren, schreiben und einstudieren. In dieser Zeit ist es schwer neue Rekruten gewissenhaft einzuführen.

Entwicklung des Schwertkampf bei den Landsknechten Bretten. Oder, wie alles anfing.

Natürlich haben auch wir und unsere Vollmeise eine Werdens- und Leidensgeschichte. Angefangen haben wir wie gesagt zu viert. Der jüngste fuffzehn, der älteste irgendwas mitte zwanzig. Und ein Trainer. Drei Schwerter. Die waren nicht so wichtig, weil wir uns anfangs aus Sicherheitsgründen nur mit schaumstoffgepolsterten Holzprügeln gekloppt haben. Und das meinen wir ernst. Ohne den Anflug irgendeiner Kampftechnik ging es einfach wild drauf los, bis einer weinte und dann wars wieder keiner. Aber das wurde schnell besser, Albi und Michi gaben abwechselnd zu, dass sie es waren, die Benni geschlagen hatten und Dave übernahm die Tröstung. Aber irgendwann mussten wir feststellen, dass Benni immer seltener weinte. Wir machten uns Sorgen und wollten nachschauen, ob er verstorben sei. Leichter gesagt als getan, denn wir kamen einfach nicht an ihn heran. Das ging eine Weile mit Waffengewalt hin und her bis wir plötzlich innehielten und feststellten, dass Benni gelernt hatte, unsere Hiebe abzuwehren oder ihnen auszuweichen. Wir schauten uns verdutzt an, stellten fest, dass wir ebenfalls nicht getroffen worden waren, und kamen überein, dass wir wohl – ohne es zu merken – zu kämpfen gelernt hatten. Ungefähr zur gleichen Zeit fing Uli an, mit ein paar Jungs aus seiner Klasse, den Stockkampf zu üben. Und da der Uli Albis Bruder ist und damit Bennis Cousin, dauerte es nicht lange, und die Gruppen wurden zusammengeführt. Ab da trainierten wir als Gruppe, traten als solche auf und feierten gemeinsam unsere Shows.

Hauen und Stechen – die ersten Jahre

Nach nicht einmal einem Jahr Training geschah etwas wunderbares: Man ließ uns auftreten. Wir sammelten erste Erfahrungen auf dem Kirchplatz, am Seedamm und auf Ausfahrten ins In- und Ausland. Und stellten fest, dass mehr dazu gehörte als ein bisschen Gebrüll und Funkenflug, um das Publikum aus der Reserve zu locken. Dennoch verwanden wir die nächsten Jahre größtenteils darauf, unsere Technik zu verfeinern und mehr Sicherheit ins Spiel zu bringen.

Stagecombat vs. Freikampf – wie es weiterging

Als dann endlich die Grundtechnik saß und die Kämpfe schneller und sicherer wurden, widmeten wir uns doch noch der längst im Raume stehenden Frage der Inszenierung. Wir fingen an, mit dem Publikum zu spielen und präsentierten uns als eitle Gecken, furchtlose Recken oder lustige Jäcken – jeder schlüpfte Stück um Stück in eine Rolle hinein, und übernahm deren Kampfstil, Gebärden und Ausdrucksweise. So wurden unsere Schwertkampfvorführungen langsam zu richtigen Showkämpfen, die dem Zuschauer mehr boten als einfach nur scheppernden Stahl. Und aus ein paar Jungs in Gewändern wurden Balthasar, Ulrich, Leopold, Hans, Siegfried und wie sie alle heißen. Seither treten Charaktere gegeneinander an, die dem Zuschauer die Möglichkeit geben, emotional an den Kämpfen teilzuhaben und darüber enttäuscht zu sein, dass bei uns aber auch immer der Fiese über den Starken, der Trinker über den Prediger und der Halsabschneider über den Kriegshelden gewinnt und am Ende meistens sowieso alle zu Tode kommen. Gleichzeitig leckten einige von uns im wahrsten Sinne des Wortes Blut in einer ganz anderen Angelegenheit: Der Freikampf wurde zum zweiten Standbein der Gruppe. Nach den verehrten Vorbildern aus England und Belgien, die es bei ihren Schlachten einfach nur gewaltig krachen lassen und dann mal sehen was passiert, machten wir vorsichtige erste Schritte auf diesem trügerischen Terrain, als wir in Antwerpen in unsere erste freie Feldschlacht zogen. Bei freien Schlachten kommt es darauf an, dem Gegner wohldosierte und möglichst schmerzfreie Treffer zuzufügen – am besten auf die gerüsteten Stellen – und darauf zu achten, dass man sich bei aller Begeisterung ans Drehbuch hält. Mit anderen Worten: 300 Männer verfallen in Kampfrausch und hinterher ist man immer wieder verwundert, dass keiner ernsthaft verletzt wurde und tatsächlich die Seite gewonnen hat, die es laut historischer Vorlage (sofern es eine gibt) sollte. Mittlerweile haben wir es geschafft, unsere Freikampfkünste mit der Hellebarde über die Schwertkampfgruppe hinaus interessierten Vereinsmitgliedern zu vermitteln, mit deren Unterstützung wir schon so manchen Haufen aufgerieben haben.

Ich persönlich sehe es als einen Gipfel unserer Entwicklung an, dass wir im Jubiläumsjahr 2004 an Peter und Paul nach sechs Niederlagen in zwei Jahren unseren Freunden und Vorbildern aus England im letzten der drei Durchgänge Paroli bieten, und damit unseren ersten Punkt in dem zur persönlichen Belustigung angezettelten ewigen Wettstreit machen konnten – das Jahr davor hatten wir vier mal verloren und das obwohl der Gegner uns fünf Kämpfer ausgeliehen hatte… Mittlerweile sind wir ein zu einem Ernsthaften Gegner gewachsen, was zum Teil auch daran liegt, das wir stetig wachsen und mehr fähig Kämpfer stellen können. Obwohl einige nicht mehr aktiv im Training teilnehmen können wird der Pulk immer größer und um so frischer der Nachwuchs um so trainiert er stellt er sich da.

Autor: Ulrich Beyle, Sebastian Kafka