Stolz und Sturm

Ein Bodensee-Roman über die Zeit der Bauernkriege

Walter Laufenberg

Wer gerne an den Bodensee fährt, und sich rund um den Überlinger See – der nordwestlichen Gabel des Bodensees – ein wenig auskennt, wird mit der Ruine ‚Alt Bodman’ durchaus etwas anzufangen wissen. Immerhin ist die im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Burg eine der wichtigeren Sehenswürdigkeiten in der Gegend von Überlingen und Radolfzell. Zudem weiß – und das gehört ja irgendwie zu einer ‚echten’ Burg – die Familiengeschichte der Grafen von Bodman von einer schaurigen Begebenheit zu berichten, löschte doch ein Blitzschlag während eines Familienfestes im Jahr 1307 fast die gesamte Sippe aus. Nur der einjährige Johannes wurde von seiner Amme gerettet – sie ließ den Stammhalter in einen Kessel über die Burgmauern hinunter in die Sicherheit kullern. Später stiftete der solcherart Gerettete aus Dankbarkeit den Platz, auf dem die Burg seiner Väter stand, dem Kloster Salem. Die heutige Burgruine auf dem Nachbarberg, eben die Ruine Alt Bodman, ist die zweite Burg der Herren von Bodman. Sie wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Heftig bedrängt wurde sie jedoch schon während des Bauernkrieges – was uns bereits mitten hineinführt in die Handlung des Romans von Walter Laufenberg.

Denn der Mannheimer Autor gab sich für seinen ‚Bodensee-Roman über die Zeit der Bauernkriege’ – wie er sein Werk selbst nennt, ausgesprochen große Mühe mit den historischen Tatsachen, die den Rahmen bilden seiner Handlung, in deren Mittelpunkt der Schmied Mattes steht, der – so viel sei an dieser Stelle verraten – enger mit seinem Leibherrn verwandt ist, als man ahnen könnte. So liegt denn der größte Reiz der 222 Seiten in der dichten Verquickung historisch belegter Tatsachen aus der Zeit des Bauernaufstands am Bodensee, im Hegau und im Schwarzwald mit dem hautnah spürbaren Alltagsleben der normalen Menschen aus dem Volk, das in den Geschichtsbüchern sonst keinen Platz findet.

Ob es sich hierbei nun um die beiden Leibeigenen Max und Othmar handelt, die im Heer der Bauern zu Kameraden werden, um die Furcht in der Bevölkerung vor den herannahenden Truppen der Aufständischen oder um eine hübsche Fischerwitwe – stets zeichnet Laufenberg seine Figuren mit viel Liebe zum Detail, und bringt so die nüchternen Geschichtsdaten zu Schlachten oder anderen Ereignissen jener Zeit zum Sprechen. Dass das zentrale Schicksal des Schmieds am Ende fast ein wenig zu überstürzt in ein glückliches Ende mündet, tut dem Lesevergnügen hierbei nur geringen Abbruch.

Walter Laufenberg: Stolz und Sturm. Ein Bodensee-Roman über die Zeit der Bauernkriege. Verlag Regionalkultur Heidelberg, Ubstadt-Weiher, 222 Seiten, fester Einband, ISBN 3-89735-448-9

Autor: Heiko P. Wacker