Ter Apel

30. August - 1. September 2013

Im Lager

Am Freitag Morgen geht es früh los nach Ter Apel in den Niederlanden. Nach ca. 540 km Autofahrt liegt der kleine Ort mit seinen 9800 Einwohnern gleich hinter der deutschen Grenze vor uns. Lang gezogen, an einem Kanal liegend, sind kleine friesische Häuser aus Backstein zu sehen, sehr schmuck und gepflegt.

Ter Apel gehört zur Moorlandschaft um Groningen, noch ungefähr 65 km wären es bis dorthin. Kanu bzw. Hausboot fahren gehört in dieser Gegend dazu und wären wir nicht „mittelalterlich“ unterwegs, umfinge uns sofort ein Hauch von Urlaub.

Wir befinden uns an unserem Lagerplatz und stellen beim Ausladen einen Reifenschaden am Sprinter fest, der glücklicherweise in einer nahe gelegenen Werkstatt bis zum nächsten Tag wieder behoben werden kann.

Dann erfolgt der Aufbau der Zelte und Küche, aber oh weh, einige Zeltstangen fehlen. Doch kein Problem, unser jüngster Landsknecht darf seine Qualitäten zeigen und wird in den „Wald“ beordert um Bäume zu fällen zur Lösung des Stangenproblems. Mit zwei kleinen Bäumchen kommt er daher, die wir schnell von den Ästen und vom Laub befreien – wir wollen ja nicht sofort unangenehm auffallen- , dann werden die Ersatzstangen zugesägt und die Enden passgerecht angespitzt.

Einer Trossfrau fällt beim Aufbau eine Stange gegen die Stirn und sie trägt eine leichte Beule davon, eine andere kann gerade noch geistesgegenwärtig der abstürzenden Mittelstange ausweichen. Mit vereinten Kräften stehen nach einer Weile die Zelte und die Küche und auch unser gemeinschaftlicher Esstisch hat nach einigen Diskussionen endlich seinen Platz gefunden.

Nun bekommen wir sogar Besuch von einem Landsknecht und einer Trossfrau, die auf ihren stählernen Rossen daher reiten. Gemeinsam mit ihnen pflegen wir am ersten Abend Gemeinschaft.

Am nächsten Morgen erhalten wir frische Brötchen, denn unser „Brötchendienst“ bringt sie auf seinem stählernen Ross mit. Während wir uns darüber freuen, taucht ein fremder Mittelalterlicher auf, der seine Fahnen und einen BH sucht. Den Fahnenklau geben wir zu, nicht so den verschollenen BH. Das muss ein anderer Übeltäter gewesen sein.

Nach dem reichhaltigen Frühstück besuchen wir den mittelalterlichen Markt rund um das Kloster in Ter Apel. Alles, was für einen mittelalterlichen Alltag benötigt wird, ist zu haben. Bei Manchem können wir nicht widerstehen und müssen einkaufen. Es gibt Töpfereien, Stoffe, Lederwaren, … und ebenso allerlei chirurgische Instrumente für den Feldscher. Auch zwei Bettler und eine Schäferin mit ihren Tieren begegnen uns.

Nicht weit von unserem Lagerplatz ist ein Schlachtfeld abgesteckt. Verschiedene Gruppen zeigen ihre Kampfkünste. Zwei Kommentatoren erklären dem Publikum die verschiedenen Formationen, Exerzierübungen und Kampftechniken auf niederländisch und deutsch. Manche Kämpfer wechseln mehrmals die Seiten und schließlich greifen auch Bogenschützen und Artillerie in das Geschehen ein.

Wenn sie nicht gerade beim Schlachtgetümmel sind, haben unsere Landsknechte an diesem Wochenende besonderen Spaß beim Feuer entfachen und Holz schlagen. Manche können mit Holz hacken gar nicht aufhören. Auch Raufen und Schwerttraining begeistert unsere jungen Kämpfer immer wieder und gar manch junge Zuschauerin ist davon recht entzückt.

Am Sonntag Spätnachmittag geht dieses Mittelalterfest zu Ende und alle sind sich einig, dass es schön war und nächstes Jahr wiederholt werden sollte.

Es ist das größte Mittelalterfest der Niederlande, sehr authentisch mit einem wundervollen Kreuzherrenkloster aus dem Jahr 1465 als Kulisse. Ein historischer Jahrmarkt mit Händlern, Akrobaten, Narren und Musikern sowie eine Marienprozession sorgten für ein wunderschönes Wochenende.

Text: Conny Schweizer

Bilder: Conny Schweizer